Maria Lassnig
Körperporträts
Am 23. Juni 2002 wird der Rubenspreis der Stadt Siegen zum 10. Mal verliehen. Im Jubiläumsjahr wird die österreichische Malerin Maria Lassnig für ihre wegweisenden künstlerischen Leistungen ausgezeichnet. Zeitgleich eröffnet im Museum für Gegenwartskunst Siegen die retrospektiv angelegte große Ausstellung „Maria Lassnig. Körperporträts“.
Maria Lassnig, Generationenwechsel, 1997, © Maria Lassnig Foundation, Wien/VG Bildkunst, Bonn 2002
Maria Lassnig gehört zu den großen Künstlerinnen des ausgehenden 20. und 21. Jahrhunderts, die in sechzig Jahren künstlerischer Arbeit ein vielschichtiges und vielbeachtetes malerisches Werk geschaffen hat. Bereits in den 1940er Jahren hat Maria Lassnig mit ihren Körpergefühlsbildern ein weites, zu dieser Zeit unbekanntes Feld eröffnet. Ohne sich von kurzlebigen Trends beeinflussen zu lassen, hat sie konsequent immer neue Ausdrucksweisen für sinnliche Empfindungen und subjektive innere Wahrnehmungsformen gefunden, die sie unmittelbar in ihre künstlerische Handschrift umsetzt.
Das Museum für Gegenwartskunst Siegen zeigt 60 Gemälde, Zeichnungen und Filme. Davon werden 40 Arbeiten aus ihrem fulminanten Frühwerk von 1950 bis 1970 zu sehen sein, eine grundlegende Schaffensphase, in der sie sich in mehreren Werkphasen ihr spezifisches Formenvokabular erarbeitete. Lassnigs Frühwerk überrascht auf den ersten Blick durch seinen Stilpluralismus. Seine Kohärenz und Stringenz wird hingegen deutlich, wenn die künstlerische Haltung mitbedacht wird, die die Künstlerin bis heute verfolgt. Die Trickfilme demonstrieren eine andere, humorvolle Seite ihrer Kunst. Ausgangspunkt für die Animationszeichnungen sind zentrale Arbeiten ihres zeichnerischen Werks. In der Mehrzahl in den 70er Jahren entstanden, schlagen die Trickfilme eine Brücke zum wichtigen Spätwerk der Künstlerin. Mit 20 Gemälden aus den Jahren 1994 bis 2002 gibt die Ausstellung einen Einblick in diese jüngste Schaffenszeit.
Damit wird seit 1985 erstmals wieder eine retrospektiv angelegte Maria Lassnig-Ausstellung in Deutschland präsentiert. Die Siegener Ausstellung stellt eine besondere Chance dar, die Verbindungslinien von Lassnigs Frühwerk zu ihren späten Gemälden nachzuvollziehen, aber auch eine besondere Chance zu verstehen, warum Maria Lassnig gerade der jungen Künstlergeneration häufig als Vorbild dient und ihr jüngstes Werk nicht als bloße Referenz auf eine vergangene Zeit verstanden, sondern ihre Aktualität bewundert wird.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit 50 Farbabbildungen und Texten von Ursula Bode, Barbara Engelbach, Antje von Graevenitz, Insa Härtel und Bernhard Waldenfels sowie einem Interview mit Maria Lassnig. Ein dichtes Begleitprogramm widmet sich dem Werk Maria Lassnigs mit Vorträgen und Filmen, sowie einer Revision des Rubenspreises mit einer Vortragsreihe. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Kuratorin
Dr. Barbara Engelbach
Der Rubenspreis der Stadt Siegen
Der Rubenspreis der Stadt Siegen, 1955 gegründet, wird alle fünf Jahre Persönlichkeiten zugesprochen, die sich im europäischen Kunstschaffen durch ein wegweisendes künstlerisches Lebenswerk ausgezeichnet haben. Die Auszeichnung erinnert an den Maler-Diplomaten Peter Paul Rubens, der den Gedanken europäischer Einigung in seinem Lebenswerk ausgedrückt hat, lange bevor er politische Realität werden konnte. Peter Paul Rubens – in Siegen geboren, in Köln und Antwerpen aufgewachsen, in Italien künstlerisch großgeworden, in Frankreich geschätzt, in Spanien und England als Diplomat tätig gewesen – hat als Hauptmeister der europäischen Barockmalerei jene künstlerischen und europäischen Maßstäbe gesetzt, denen die Preisverleihung seit 1957/58 verpflichtet ist.
Vor Maria Lassnig wurden die Maler Hans Hartung (Preisverleihung 1958), Giorgio Morandi (1962), Francis Bacon (1967), Antoni Tàpies (1972), Fritz Winter (1977), Emil Schumacher (1982), Cy Twombly (1987), Rupprecht Geiger (1992) und Lucian Freud (1997) mit dem Rubenspreis geehrt.
Begleitet wird die Jubiläumsausstellung „Maria Lassnig. Körperporträts“ durch eine Präsentation der über 60 Werke der bisherigen neun Rubenspreisträger aus der Privatsammlung Lambrecht-Schadeberg.
Die Ausstellung wurde ermöglicht dank der Stadt Siegen, der Peter Paul Rubens-Stiftung und de RWE NET AG. Darüber hinaus danken wir für weitere Unterstützung der Deutsche Städte Medien GmbH und dem Amt für Wirtschaftsförderung des Kreises Siegen-Wittgenstein.