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Robert Smithson

Die Erfindung der Landschaft

Robert Smithson (1938–1973) ist einer der bekanntesten Vertreter der Land Art. Seine ortsspezifische Landschaftsskulptur im Great Salt Lake, Utah – die „Spiral Jetty“ – ist zu einer wahren Ikone geworden. Nachdem der Künstler im Alter von nur 35 Jahren bei einem tragischen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war, wurde er selbst zur Legende.

Robert Smithson, Broken Circle/Spiral Hill, 1971, Courtesy Estate of Robert Smithson/VG Bild-Kunst, Bonn, 2012

„Sobald ein Künstler sich von der Vorstellung verabschiedet, dass Kunst lediglich darin besteht, Objekte umherzusenden oder Bilder an Wände zu hängen, wird er ganz neue Forschungsfelder entdecken, die Fragen nach Ort, Natur, Politik und Wert beinhalten. Solange Künstler außerhalb der Dialektik der Natur agieren, wird Kunst eine abstrakte Währung bleiben.“ (Robert Smithson)

Robert Smithson gehört zu den interessantesten Künstlern, die ab den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts neue, institutionskritische Kunstformen erprobten und visionäre Ideen vertraten. Die wohl bekannteste Arbeit Smithsons’ ist sein monumentales, im Great Salt Lake in Utah realisiertes Earthwork „Spiral Jetty“, das sich als amerikanische Ikone ins Gedächtnis der Kunstwelt eingebrannt hat. Das einzige in Europa realisierte Land-Art Projekt entstand 1971 im Zusammenhang mit der Ausstellung „Sonsbeek buiten de perken“, die über die gesamten Niederlande verteilt raumgreifende Kunstprojekte umfasste.

In Emmen fand Smithson nach längerer Suche ein geeignetes Areal, das im Gegensatz zum Rest Hollands nicht völlig kultiviert und idyllisch, sondern eher roh erschien. Für die noch im Betrieb befindlichen Sandgrube der Familie De Boer entwickelte er in Skizzen verschiedene skulpturale Eingriffe, wovon sich letztlich die zweiteilige Idee von „Broken Circle/Spiral Hill“ als ausführbar erwies. In der Grube entstand aus einem vorhandenen Sandplateau, das schrittweise abgetragen wurde, eine aufgebrochene Kreisformation, unterteilt in Mole und Kanal. Einige Meter vom Ufer entfernt, erhebt sich ein aufgeschütteter Hügel, auf dem sich ein spiralförmiger Weg nach oben bahnt.

Parallel zum Planungsprozess der Erdarbeit entstanden Skizzen und Überlegungen für eine filmische Weiterführung der Idee. Die mit „Shooting Procedure/Movie Treatment“ betitelten Zeichnungen geben einen guten Eindruck, wie genau Smithson einzelne Einstellungen und Kamerafahrten geplant hatte. Erste Aufnahmen entstanden schon 1971. Durch den plötzlichen Tod infolge eines Flugzeugabsturzes 1973 konnte der Film jedoch nie von ihm selbst fertig gestellt werden. Verwirklicht wurde die Umsetzung nun von Nancy Holt, Künstlerin und Witwe Smithsons, zusammen mit Kurator Theo Tegelaers und zusätzlicher holländischer Unterstützung. Mit Hilfe der Entwürfe von Smithson und das Wissen um die narrative Struktur des Films zu „Spiral Jetty“, konnte das Projekt als Film von und gleichzeitig über Smithson realisiert werden und trägt nun den erweiterten Titel „Breaking Ground: Broken Circle/Spiral Hill 1971–2011“. Der Film wurde  produziert von Nancy Holt und Theo Tegelaers mit Unterstützung von LAND ART CONTEMPORARY und SKOR.

Das Museum für Gegenwartskunst Siegen widmete Smithson die erste Einzelausstellung seit 1989 in Deutschland. Die Ausstellung „Robert Smithson. Die Erfindung der Landschaft“ kreiste um die 1971 in den Niederlanden entstandene Landschaftsarbeit, die weniger bekannt, dafür umso komplexer angelegt ist. Insgesamt bot die Ausstellung einen Einblick in fast alle von Smithson genutzten künstlerischen Medien. Es waren vier Filme, 30 Zeichnungen, Fotografien, Quellenmaterial sowie eine Installation zu sehen.

Im Museum für Gegenwartskunst wurde „Breaking Ground: Broken Circle/Spiral Hill“ zum ersten Mal dem deutschen Publikum vorgestellt. Eingebettet in den Kontext von Zeichnungen, die Smithson in jedem Stadium anfertigte, wird der komplexe Prozess deutlich – die Verschachtelung von geologischem Prozess, künstlerischer Arbeit und Wahrnehmung.