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Rubensförderpreis der Stadt Siegen

Sung Tieu

Ohne Offenlegung

Sung Tieu (*1987 in Hai Duong, Vietnam, lebt und arbeitet in Berlin) erhält am 30. Juni 2024 den 9. Förderpreis zum Rubenspreis der Stadt Siegen. Die Preisverleihung findet im Rahmen der Ausstellungseröffnung im Museum für Gegenwartskunst Siegen statt.

Sung Tieu schafft minimalistische Environments und arbeitet mit wechselnden Medien, wie Installation, Skulptur, Video, Fotografie, Zeichnung, Text und Sound. Dokumente, Fund- und Erinnerungsstücke bis hin zu Inneneinrichtungen von Behörden spielen dabei eine wesentliche Rolle. Ihre Arbeiten basieren auf umfangreichen Recherchen, entstehen häufig in Bezug auf die unmittelbare Umgebung des Ausstellungsortes und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kollaborateur*innen; ihre Installationen verbinden dokumentarische und fiktionale Elemente

Bekannt wurde Sung Tieu mit Arbeiten, die ihre eigene Migrationserfahrung nach der Wendezeit reflektieren. Die in Vietnam geborene Künstlerin folgte im Alter von fünf Jahren ihrem Vater, der als Vertragsarbeiter in der DDR tätig war, in das wiedervereinigte Deutschland. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sie sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit Fragen nach gesellschaftlicher Verantwortung und den Auswirkungen bürokratischer Machtstrukturen sowie sozialer Kontrolle. Zudem untersucht sie die globalen Verflechtungen von Kolonialismus und Kaltem Krieg. Die Künstlerin widmet sich den ideologischen, ökonomischen und gesellschaftspolitischen Strukturen, die unser Zusammenleben bestimmen und sich in Standardisierung, Messbarkeit und Quantifizierbarkeit manifestieren. Sie interessiert sich für die verborgenen Informationen hinter scheinbar transparenten Prozessen, offenen Daten, politischen Nachrichten und Alltagsgegenständen. Im Fokus stehen kritische Infrastrukturen, die darüber entscheiden, wer und was sichtbar wird.

Die Ausstellung Without Full Disclosure (Ohne Offenlegung) im Museum für Gegenwartskunst Siegen versammelt in elf Räumen über 50 Werke aus den letzten sieben Jahren, die zum Teil erstmals in Deutschland zu sehen sind. Sie gibt einen Überblick über künstlerische Strategien und Themen, wie den Einfluss der französischen Kolonialisierung auf kulturelle Standards in Vietnam und darüber hinaus den Einsatz psychologischer und akustischer Waffen in Militäroperationen, bis hin zur Entwicklung von Energieinfrastrukturen. Im Zentrum der Siegener Ausstellung stehen des Weiteren neue Arbeiten, die ihre aktuelle Auseinandersetzung mit den Risiken des Hydraulic Fracturing (Fracking) in den USA um deutsche Recherchen zur Schiefergasförderung und bereits erkannte Potenzialgebiete in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen erweitern.

Mit dem 9. Förderpreis zum Rubenspreis der Stadt Siegen ist auch ein Preisgeld von 5000 € und eine Publikation verbunden. Die gleichnamige Publikation Sung Tieu, Without Full Disclosure erscheint als ein über 1000-seitiges Künstler*innenbuch im Distanz Verlag mit einer Einleitung und einem Interview mit der Künstlerin. Das Buch kann ebenfalls im Museumshop erworben werden.

Seit 2015 werden Sung Tieus Arbeiten weltweit in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Zuletzt hatte die Künstlerin Einzelausstellungen in der Kunsthalle Nürnberg, im Monash University Museum of Art (MUMA), Melbourne; Oakville Galleries, CA (alle 2024); im Kunst Museum Winterthur, CH; dem MIT List Visual Arts Center, Cambridge, US; Amant, New York, US; Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.) (alle 2023); im CAPC –Musée d’Art Contemporain de Bordeaux, Bordeaux,  im Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.); im Mudam in Luxembourg (alle 2022); Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig (2021); Nottingham Contemporary, UK; und Haus der Kunst, München (2020). Ihre Arbeiten wurden auf der 34. Biennale de São Paulo (2021) und der 14. Shanghai Biennale, China (2023) gezeigt. In 2024 nimmt die Künstlerin an der 15. Gwangju Biennale teil. Tieu ist Preisträgerin des Frieze Artist Award 2021, des ars viva Preises 2021, des Publikumspreises zum Preis der Nationalgalerie Berlin 2021 und erhielt in diesem Jahr auch den Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung 2024. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Der Förderpreis zum Rubenspreis der Stadt Siegen

Alternierend zum Rubenspreis, der für ein Lebenswerk in Malerei und Grafik vergeben wird, verleiht die Universitätsstadt Siegen in Kooperation mit dem Museum für Gegenwartkunst Siegen alle fünf Jahre den Rubensförderpreis für herausragende junge Künstler*innen. Als 9. Preisträgerin folgt Sung Tieu auf Lena Henke (2019), Vajiko Chachkhiani (2014), Diango Hernández (2009), Peter Piller (2004), Silke Rehberg (1999), Karin Sander (1994), Julia Lohmann (1989) und Max Neumann (1984).

Kurator
Thomas Thiel

Assistenzkuratorin
Jessica Schiefer

29 Veranstaltungen
2 Beiträge zum Entdecken und 1 Publikation