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Richard Serra

Druckgrafik, Zeichnung

Was verbindet man mit einer sogenannten Bildhauerzeichnung oder der Grafik eines Bildhauers? Die eine betont den Entwurfscharakter, die Fixierung flüchtiger Ideen; die zweite die Möglichkeit einer mechanischen Reproduktion in hohen Auflagen. Beide Erwartungen erfüllt Richard Serra mit seinen Zeichnungen und Grafiken nicht. Seine zweidimensionalen Arbeitsformen sind auf die Erfahrung der Skulptur bezogen, aber behaupten sich in ihrer Selbständigkeit und Eigenwertigkeit.

Richard Serra, Sioux #4, 1990 © Galerie m Bochum/VG Bild-Kunst, Bonn 2008

Serra hat in den sechziger Jahren – zusammen mit anderen Künstlern seiner Generation – die moderne Skulptur revolutioniert. Seither hat er immer wieder mit außergewöhnlichen Projekten – im Museum, in der Stadt, in der Landschaft – gleichermaßen fasziniert und überzeugt. Was Serra für die Skulptur geleistet hat, hat er ebenso für die Zeichnung und für die Druckgrafik getan. Seine reduzierende und strukturierende Arbeitsweise im Raum entspricht im übertragenen Sinn der Setzung schwarzer Fläche – solitär oder in Beziehung zueinander – auf einem zweidimensionalen Träger. Zeichnung und Druckgrafik spielen neben der Skulptur bei Serra eine wesentliche Rolle im Gesamtwerk.

Die Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst Siegen zeigte in einem Überblick großformatige Druckgrafiken und Zeichnungen des amerikanischen Künstlers, eindrucksvoll im architektonischen Raum.

Skulptur hat für Richard Serra keine darstellenden oder metaphorischen Aufgaben, bedeutet vielmehr eine dreidimensionale Form oder eine raumgreifende, oft gebogene Fläche, die eine gegebene Situation interpretiert, verstärkt, ihr einen sperrigen Widerpart einpflanzt. Der Wahrnehmende nimmt dabei eine aktive Rolle ein, in der er nicht nur visuelle, sondern auch physische Informationen verarbeitet: Masse, Gewicht, Distanzen, Proportionen im Zusammenhang mit seinem Standpunkt und seiner Bewegung.

Für Serra ist die Zeichnung und die Druckgrafik ein paralleles Arbeiten, ein Fortführen, ein Übersetzen von skulpturalen Projekten. Das heißt einerseits das distanzierende Abstrahieren von einem konkreten Zustand, andererseits das Konzentrieren auf die zweidimensionalen Medien. Die Arbeit erfolgt, entweder im direkten Farbauftrag durch die Hand mittels eines Werkzeugs oder durch einen Druckstock. Manuelles und mechanisches Arbeiten wird dabei in seiner Polarität ausgelotet, mit den Übergängen wird experimentiert.