
Mariana Castillo Deball
Amarantus
2021
Amaranthsamen und Magueysirup, Wasser, Essig verpackt in bedruckten Kartonboxen
3,5 x 23 x 16 cm
Courtesy die Künstlerin
© Mariana Castillo Deball
Mariana Castillo Deball
*1987 in Mexiko-Stadt, Mexiko, lebt und arbeitet in Berlin und Mexico-Stadt
Ausgangspunk für Mariana Castillo Deball’s Werke sind häufig ethnografische Objekte, Manuskripte und museale Displays, die sie in neue erzählerische Zusammenhänge überführt und Materialforschung, indigene Traditionen und zeitgenössische Bildhauerei miteinander verbindet. Thema ihrer Werke sind Biografien von Objekten und die Fragestellung, wie Wissen entsteht, überliefert und präsentiert wird. Dabei interessiert sie sich besonders für die Wechselwirkungen zwischen kolonialer Geschichte, indigenen Bildtraditionen und zeitgenössischen Formen der Geschichtsschreibung.
Für ihre Arbeit, Amarantus (2021), kreierte Castillo Deball aus Amaranth-Samen, auf Nahautl (auch bekannt als Aztekisch) huauhtli, und braunem Zucker einen Teig und formte diesen in bestimmte Figuren. Die Formen; ein Huhn mit einem Männerkopf, ein Drache, ein Tiger und ein Lama, entstammen dem ornamentalen Tellerrand der „Silbernen Taufschale von Siegen“. Befreit aus dem kalten Metall erscheinen sie nun in weichen, formbaren und ursprünglich essbaren Figuren. Die Silberschale wurde um 1586 in Peru hergestellt und gelangte im Rahmen des Wirtschaftsaustauschs und des Sklavenhandels nach Afrika und Brasilien. Nach Europa brachte sie Johann Moritz von Nassau-Siegen und im Jahr 1658 übergab er sie als Geschenk an die Nikolaikirche der Stadt Siegen. Im Griechischen bezeichnet amarantus eine imaginäre Blume, die niemals verwelkt. Amaranth ist zudem auch eine der wichtigsten Nahrungsmittel in Mexico, das noch immer zur Herstellung von Ixiptlahuan oder Ixiptla verwendet wird, anthropomorphen und zoomorphen Figuren, die rituell verzehrt werden. Mit ihrer Arbeit erzeugt Castillo Deball also eine Verbindung zwischen Geschichte, Ritual und Materialität. Indem sie die Figuren aus Amaranth formt, macht sie die historischen und kolonialen Verflechtungen der Silberschale erfahrbar.